Schutz – Erholung – Erziehung

Die Natur wieder spüren, von Irene Kobau

Da die mehrheitliche Bevölkerung Westeuropas fast ausschließlich in geschlossenen, zumeist schall- und luftisolierten Häusern lebt, geht vor allem den Menschen in geballten Siedlungen, aber auch schon den Landbewohnern, der Kontakt zur Natur mehr und mehr verloren.

Kobau Irene Andrea, Dr.
Ärztin für Allgemeinmedizin, Qigonglehrerin, Feldenkrais, Akupunktur, Bioresonaztherapie. Seminar zum Thema Selbsterfahrung und Gesundheit.
Kontakt: Ferdinand-Raunegger-Gasse 41, 9020 Klagenfurt, Tel. 0650/4109065, irene@kobau.at, www.therapiezentrum-oasis.at, www.oasis.or.at

Vor Jahren verbrachten wir mehrere Wochen in Costa Rica. Die Mauern der dort üblichen Häuser sind etwa einen Meter hoch. Darüber hinaus werden die Häuser bin hin zum Dach offen gelassen. Hinter unserer Unterkunft befand sich der Dschungel, der unentwegt seinen eigene Geräusche produzierte – natürlich verstummten sie auch nachts nicht. Das alles ist zunächst völlig ungewohnt, ständig versucht man, die Geräusche einzuordnen: Affengebrüll, Ara-Schreie, Vogelgesang, (Naturton) vieles unbekannt und zunächst Furcht einflößend. Mit der Zeit jedoch entsteht einen gewisse Vertrautheit. Als wir wieder in unsere Kärntner Wohnung zurückkehrten, spürte ich, dass uns allen durch die Isoliertheit und Isolierung der Wohnung das natürliche Gefühl der Verbundenheit und Geborgenheit verlorengeht.
Zu meinen schönsten Kindheitserlebnissen zählen sicher jene in der Natur, ganz unspektakulär auf einer Alm, wo die Hütte wirklich nur zum Schlafen und Essen diente. Durch den ständigen Aufenthalt in der Natur wurde ich als Kind viel fröhlicher, es entstand fast automatisch eine innere Freude. Es war Trost, auf der Erde zu liegen und sie zu sprüren.
Vielen psychischen und physischen Krankheiten kann durch regelmäßigen Aufenthalt in der Natur entgegengewirkt werden. Die Stille, die natürlich keine Stille ist, sondern der rhytmische Geräusche zugrunde liegen, lässt uns innehalten und lauschen – Vogelgezwitscher, zirpende Grillen, Froschkonzerte …
In der heutigen Zeit sind wir es gewohnt, die Natur für unsere Fitness zu verwenden. Spüren wir aber dabei noch unsere Umgebung? Nehmen wir die Farben der Blumen und Bäume wahr, sind unsere Sinne geschärft für das Schöne und Wunderbare, das in vielen kleinen Großartigkeiten liegt, wie etwa die Stimmung, die Lichtverhältnisse, der Geruch?
Wer jeden Tag die gleiche Wegstrecke zurücklegt, nimmt sie jeden Tag anders wahr. Wie sehr sind wir bereit, im Alltäglichen das Besondere zu entdecken? Dies kann geschult werden. Etwa durch Gelegenheiten, die man bewusst schafft und druch die Achtsamkeit für das Natürliche, wobei ich hier die große Chance für Naturgärten sehe. Ein bewusstes Rückbesinnen und sich Einlassen auf die uns umgebende Natur.
Wohl jeder ist berührt, wenn sich ein Schmetterling auf einem niederlässt oder eine Eidechse sich sonnt, ohne sich nur im Geringsten stören zu lassen. Ein Reh, das in der Nähe äst, ein fremdes Baby, das in unseren Armen einschläft. Dies alles nährt unser Vertrauen, und Vertrauen ist das, was auch in der chinesischen Medizin dem Erdelement zugeordnet wird. Das heißt über Natur und Naturerlebnisse ist es möglich, Vertrauen zu vergrößern und zu vertiefen. Unsere Sorgen und Gedankenfluten beruhigen sich, die heilende Energie der Natur entspannt unseren unruhigen Geist. Das Wesentliche kommt mehr in den Vordergrund, wir begegnen der Schöpfung und können uns als ein Teil von ihr wahrnehmen und natürlich auch mit ihr in Kommunikation sein.
Bei allen Naturvölkern ist die Natur Sinnbild für das Göttliche, unsere Aufgabe ist es, aus unserer Getrenntheit mit der Natur herauszutreten und nicht nur alles zu nehmen, was sie uns so großzügig gibt, sondern auch in Kontakt mit ihr zu sein, wie mit einem Freund oder Partner. Einfach sein und wahrnehmen, ohne sie für etwas zu benutzen. Sich berühren zu lassen und sich zu öffnen, um zu berühren.
Eine Qigong-Übung lehrt uns, einen Baum wahrzunehmen, die verschiedenen Qualitäten der Bäume, welcher von ihnen zieht mich an, wie fühlt sich ein Stamm an, wie seine Äste. Auch in mir gibt es ein Oben, dass mit dem Himmel verbunden ist und ein Unter, das mit der Erde verbunden ist. So wie wir Kinder des Himmels im Geistigen und Kinder der Erde verbunde ist. Sie wie wir Kinder des Himmels im Geistigen und Kinder der Erde im Körperlichen sind. Erst durch diese Vereinigung kann der Mensch entstehen. Yin und Yang, die zwei sich ergänzenden Pole der Schöpfung. Wenn sie im Gleichgewicht in uns sind, sind wir gesund.
Die meisten Krankheiten entstehen durch Schocks, Traumen und einem konstanten Verdrängen der Tatsache, dass wir diese Rückverbindung immer wieder brauchen, um uns zu regulieren und aufzutanken. Auch ist es heilsam zu entdecken, dass vieles in der Natur in Kreisläufen und Rhythmen abläuft. So entdeckt man schließlich zur eigenen Beruhigung, dass auch wir in solche eingebunden sind – die Logik, dass unser Leben, wenn auch in einer anderen Form, immer weitergeht.
Geben wir uns, aber vor allem unseren Kindern, die Möglichkeit, die über die Unversehrheit der Naturgärten ausgehende Kraft ausgehende Kraft und den dort heilsamen Schwingungen mit unserem Wesen eine Resonaz zu bilden, sodass sich Körper, Seele und Geist langsam wieder zu einer Einheit zusammenfinden.

Diesen  Beitrag entnahm ich aus dem Buch „Das Herz von Kärnten – Vom Steinbruch zur Naturgartenvision“ und wurde von der Autorin auch für dieses Blog freigegeben.

1 Kommentar zu “Die Natur wieder spüren, von Irene Kobau”

  1. […] Die Welt wird immer lauter und hektischer, so sehnen und suchen betroffene Menschen nach sogenannten Ruheorten. […]

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