Schutz – Erholung – Erziehung

Der Interkulturelle Naturgarten Greifenstein, von Marianne Haider

„Wege entstehen dadurch, dass man sie geht“ (Franz Kafka)

2006 haben wir begonnen, gemeinsam mit den BewohnerInnen, die ersten Hochbeete für den Gemüse- und Kräuteranbau zu errichten. Auf 600 m² wurden zehn große Hochbeete fertig gestellt. Die Anlage wurde mit großteils einheimischen, Früchte tragenden Sträuchern umpflanzt, die später zum einen als Windschutz dienen sollen und zum anderen ist geplant, einen Großteil der Früchte zu verarbeiten und zu vermarkten.

Naturgarten-Marianne-HaiderDie drei Schwerpunkte des Projekts sind:
1. Integration
2. Gartentherapie
3. Natur- und Artenschutz

Das ÖJAB-Haus Greifenstein ist ein Wohnheim für AsylwerberInnen, die sich in der Grundversorgung des Landes Niederösterreich befinden. Zum Haus gehört ein rund 18.000 m² großer Garten.
Gartenprojektleitung: Marianne Haider, Tel: 02242/32220-20 E-Mail: greifenstein@oejab.at , Web: http://greifenstein.oejab.at

Der Garten ist ein kleines Naturjuwel am Rande des Wienerwaldes. Das gesamte Grundstück befindet sich auf einer Gesteinsaufschüttung. Die größeren Steine, die bei diversen Grabearbeiten aus dem Boden geholt werden, verwenden wir für Beetumrandungen und kleine Trockenmauern. Die restlichen Steine werden einfach angehäuft und bilden somit einen hervorragenden Lebensraum für allerlei Getier, wie z.B. Smaragdeidechsen.

Smaragdeidechse-Marianne-HaiderDer Boden ist sehr kalkreich und trocken. Der Unterbewuchs der Streuobstwiese besteht zum Großteil aus Trespen, Wiesensalbei, Feld-Mannstreu, Karthäuser-Nelken und vielen anderen „Zeigerpflanzen“ für einen Halbtrockenrasen. Ein kleiner Teil des Areals bietet der Riemenzunge, einer heimischen Orchidee, ideale Standortbedingungen.

Seit 2001 lebe ich in Greifenstein und habe in den ersten Jahren so zwei bis drei Mal/Jahr eine Eidechse im Garten gesehen. Durch die Schaffung von zahlreichen Nützlingsunterkünften (Stein- und Totholzhaufen, Sandbeet,…) konnten wir sehr viel dazu beitragen, den Lebensraum für viele Tiere wieder lebenswerter zu machen. Mittlerweile trifft man die Echsen während der Sommermonate täglich im Garten an. 2009 hatten wir auch Nachwuchs! Letztes Jahr konnte ich erstmals beobachten, wie ein trächtiges Smaragdeidechsenweibchen um Futter bettelte (sie „trippelte“ mit den Vorderbeinen). Sofort eilte das Männchen herbei und fütterte das hungrige Weibchen.

Auch Zauneidechsen haben sich gefunden. Sie sind etwas schwieriger zu entdecken, da sie sehr schnell flüchten. Ringel-, Äskulap- und Schlingnattern kann man auch immer häufiger im Garten beobachten – man muß nur wissen, wo. Die Schlingnattern wohl auch deswegen, da sie sich vorwiegend von Eidechsen ernähren.

Gottesanbeterinnen, Holzbienen, zahlreiche Schmetterlinge und Heuschrecken und viele andere, vor allem wärmebedürftige Arten bevölkern den Garten. Letztes Jahr habe ich auch eine schon sehr seltene Totholz bewohnende Roßameisenart gefunden: Camponotus vagus.

Die Artenvielfalt ist gewaltig. Ständig bin ich mit der Kamera auf der „Jagd“ und versuche die Tiere zu bestimmen. Durch Fotoausstellungen und Informationsweitergabe wollen wir über das Projekt so viele Menschen, wie nur möglich erreichen und informieren, …

wie unglaublich schön, vielfältig und schützenswert die Natur „vor der Haustüre“ ist.

 

1 Kommentar zu “Der Interkulturelle Naturgarten Greifenstein, von Marianne Haider”

  1. […] Mit der Initiative “AutorInnen – Beitrag” bitte ich Fachleute aus den verschiedensten Disziplinen um deren Meinung zum Thema Naturgarten. Als Anerkennung sende ich mein Büchlein zu. Umso mehr war ich erstaunt als ich Frau Haider anschrieb, und sie mir antwortete sie kenne das Büchlein und finde es gut. Gerne sende sie mir einen Beitrag. […]

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